PORTUGAL und die Weine aus dem Staub



Immer auf der Suche nach Weinen mit Kräuteraromen - "wilden" Weinen, Frauen als Winemaker, eigenwilligen Winzern, die Neues wagen auf Steilhängen, verwilderte Rebflächen wieder kultivieren oder alte, vom Aussterben bedrohte Rebsorten anbauen - bin ich wieder mal fündig geworden: diesmal in PORTUGAL. Autochthon! Ist hier das Stichwort. (Altgriechisch für eingeboren, ursprünglich).

Seine Isolierung war Portugals Nachteil und jetzt Vorzug, denn sie hat dazu geführt, dass das Land am Westzipfel Europas über einen großen Reichtum an intakten, noch unergründeten Rebsorten verfügt, eben autochthonen Rebsorten. Rebsorten wie Arinto, Vital, Azal, Loureiro, Trajadura und unzählige andere.

Die Portugiesen produzierten jahrzehntelang Wein für ihren eigenen Geschmack, keine weichen Fruchtbomben im internationalen "Parker"-Stil, sondern strenge, tanninreiche Rotweine, robust und charaktervoll und junge 'Grüne' Weißweine (Vinho Verde). So weit war ich bisher informiert, doch lese und trinke ich mich gerade immer weiter ein in dieses interessante Weinland am Westzipfel Europas. [...]


Das Douro-Tal, UNESCO-Weltkulturerbe

Quelle: wikipedia

Staubtrocken sind die Steilhänge oberhalb des Douro-Tals. Die Heimat des Portweines. Atemberaubende Schiefersteillagen mit fast 60° Gefälle. Eine der trockendsten Weinbaugegenden überhaupt. Kontinentales Klima. Die Winter sind beißend kalt, die Sommer heiß und so trocken, dass oftmals der Regen ausbleibt. Die Folge ist, dass die Reben tief, sehr tief, in den von Menschenhand angelegten Terrassen wurzeln und kleine konzentrierte Beeren an den Weintrauben produzieren.
Die einzigartige Weinlandschaft am Douro besitzt bereits einen internationalen Adelstitel: Seit 2001 steht das Gebiet unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes. Sieben Weltwunder der Natur.

POEIRA heißt Staub


Und hier hat Jorge Moreira, der als einer der besten Weinmacher der noch jungen Winzerszene Portugals gilt, sich ein Weingut zugelegt: POEIRA. Poeira heißt Staub. Auf den Etiketten ein sich jedes Jahr anders kringelnder stilisierter Staubsaugerschlauch. Sein Freund Dirk van Niepoort führte ihn in die Welt der großen Weine aus aller Welt ein und über das enge Douro Tal hinaus. Ende der neunziger Jahre legte sich Jorge Moreira nach Lehr- und Wanderjahren unter anderem bei der 'Real Comania Velha' ein Weingut zu, die 'Quinta da Terra Feita de Cima' bei Pinhao - mit einem nach Norden (!) ausgerichteten terrassierten Weinbergshang, der 600 Meter in die Tiefe fällt. 7,5 Hektar alte Reben und noch 1,5 ha relativ junge Reben. Nicht die üblichen schwarzen rustikalen Gerbstoffbomben waren sein Ziel, sondern feine, elegante Weine mit Frische und Kraft. Trockene Weine. Sein erster Jahrgang 2001 war schon hoffnungsvoll und spätestens seit 2009, nachdem ihn Parkers Wineadvocat mit 94 Punkten bewertet hat, erlangte er internationalen Durchbruch.

Pó de poeira, 2001


Ein Weißwein aus Portugal. Gewachsen auf Schiefer. Strohgelbe Farbe mit weiß goldenen Reflexen. Staubtrocken? Nee, zumindest nicht gefühlt staubtrocken. In der Nase leicht animalisch, Kräuternoten. Am Zungenrand salzig. Da hab ich sie wieder, die Salzigkeit, wunderbar, macht Lust, ihn als Essensbegleiter zu nehmen. Im Mund ein cremiges, sanftes Gefühl. Glycerin? Fein. Kräuterwürze, ein bisschen Vanille. Wow ist der lang! Portugals Weißweine haben es in sich. Der ist nach dem SOTTAL jetzt schon der zweite, der mich richtig anmacht. Animierend. Spontan. Ja, spontan vergoren und 18 Monate auf der Feinhefe, wie es auf Weindeutsch heißt. Rebsorte Alvarinho - in Galizien Albariño genannt, wo sie körperreiche, aromatische, alkohol- und säurereiche Weine liefert.
Foto: © wiesengenuss

Und der Pó de poeira passt ideal zur "Wiesengenuss" Küche, Grüne Küche, kräuterlastige Gerichte, zu gedünstetem Gemüse, zu Salaten, zu Meeresfrüchten und zu Fisch.

Poeira, 2005


Der Weiße macht neugierig auf den Roten. Jorge Moreira hat nur drei Weine. Zwei davon Rot. Aus autochthonen Rebsorten. In seiner roten Pó de Poeira Linie ist auch die heimische Rebsorte Touriga Nacional mit dabei und Tempranillo in der höherwertigen Poeira Linie. Jedes Jahr ist anders. Jedes Jahr bekommt das Etikett eine andere Schleife. Staubsaugerschlauch, schon irgendwie eine originelle Idee. Symbolisch für staubtrocken. Der Rote, Poeira ist trocken. Ja, sehr trocken. Stark, schwarz, kraftvoll, aber mit "trockenem Humor". Ich weiß nicht warum, aber instinktiv griff ich zur Schokolade. Erst süßer Schokolade, das ging gar nicht, dann Bitterschokolade. Interessante Kombination. Da war kein Ausgleich, kein Partner hat den anderen abgemildert. Stattdessen ergänzen sich beide, verstärkten sich in ihrem Charakter. Heraus kam Kaffee - schwarz, ohne Zucker. Und wenn ich jetzt noch eine Cohiba gehabt hätte....Mann!

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weitere Infos

zum Weiterlesen hier:
und zum Weiterschauen:

  Bezugsquellen:
  • Der Pó de Poeira mit freundlicher Empfehlung von Martin Kössler. Er kann über K&U Weinhalle in Nürnberg bezogen werden.

Wines of Portugal

und hier noch eine Vorankündigung: "Wines of Portugal" 3. November, München







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